In der Fuss- und Gelenksprechstunde bespricht Ihr Orthopäde mögliche Fehlstellungen Ihrer Füsse und Gelenke und hilft Ihnen dabei, wieder möglichst schmerzfrei stehen und gehen zu können. Erfahren Sie nachstehend mehr zur Entwicklung der Füsse und über die bekanntesten Fehlstellungen.

Wann und wie entwickeln sich die Füsse?

Mit den ersten Schritten beginnen sich die Füße zu entwickeln

Die moderne Orthopädie geht davon aus, dass sich die Füße vom Moment an, wo das Kleinkind zu laufen beginnt bis zum ca. 4. Lebensjahr am meisten entwickeln. Die Füsse bestehen aus 28 Knochen und unzähligen Bändern und Muskeln. Diese stehen in einem komplizierten Gleichgewicht zueinander. Jeder Fuss hat ein Quer- und ein Längsgewölbe. Fehlstellungen entstehen meist durch ungenügendes Zusammenspiel der Muskel, Bänder und Knochen in der Folge sinkt das Quer- oder Längsgewölbe ein.

Was versteht man unter einer gesunden Entwicklung des Fusses?

Wenn das Baby auf die Welt kommt, sind seine Füsse noch ganz flach. Plattfüsse sind deshalb in diesem Alter normal. Gemäss Statistik kommen 98% aller Kinder mit gesunden Füssen zur Welt.

Ab dem 7. Lebensmonat beginnen sich die Kleinkinder immer mehr zu bewegen, ziehen sich an Gegenständen hoch und lernen erst stehen und dann entlang von Möbeln auch zu laufen. Das funktioniert am besten in rutschfesten Söckchen und ohne Schuhe. Barfuss laufen fördert die Entwicklung der Fußstrukturen und kräftigt die Bänder, Sehnen und Muskeln. Über die Füsse werden viele Impulse aufgenommen, die zu einer gesunden Entwicklung gehören. Kann das Kleinkind so gut laufen, dass es auch draussen herum läuft, benötigt es seine ersten Schuhe. Diese sollten bei den Zehen weit sein aber die Fersen gut stützen und so hoch sein, dass auch der Knöchel gestützt wird. Alle zwei bis drei Monate müssen neue Schuhe gekauft werden, denn die Füsse wachsen in dieser Zeit rasch. Da der Fuss des Kleinkindes noch sehr weich ist, wird es sich nicht über zu kleine Schuhe beschweren. Die Entwicklung des Fusses kann aber dadurch gestört werden. Auch bei Schulkindern ist es wichtig, dass die Schuhgrösse regelmässig kontrolliert wird. Sie benötigen ca. drei Mal im Jahr neue Schuhe.

Angeborene Fehlstellungen

Angeborene Fehlstellungen sind selten. Zu den bekanntesten gehören:

  • Hackenfuß: eine in der Regel harmlose, weiche Verformung, welche durch Übungen, schlimmstenfalls durch einen Gipsverband korrigiert werden kann.
  • Sichelfuß: der Fuß ist bananenförmig gekrümmt. Ihr Kinderorthopäde kennt verschiedene Gründe, warum ein Sichelfuß entstehen kann. Der Sichelfuß lässt sich in den meisten Fällen durch Physiotherapie und in schwereren Fällen mittels eines Gipses korrigieren. Eine Ausnahme bildet der Z-Fuß, welcher meist oft später erkannt wird. Er kann nur operativ korrigiert werden und die Operation muss vor dem 10. Lebensjahr durchgeführt werden.
  • Kongenitaler Klumpfuß: Dieser ist angeboren. Dank der „Ponseti-Methode“ muss dieser nicht mehr operiert werden. Die Methode wurde in Deutschland lange nicht angewandt. Die großen Erfolge im englischsprachigen Raum haben diese aber mittlerweile zur Standardtherapie werden lassen. Leider gibt es noch immer Therapeuten, welche nicht über die vollständige Ausbildung verfügen, was zu einer unnötigen Verzögerung bei der Korrektur führt.
  • Kongenitaler Plattfuß: Es handelt sich um einen äußerst selten vorkommenden steifen Plattfuß.

Erworbene Fehlstellungen

Da insbesondere die Nordeuropäer beinahe immer Schuhe tragen, sind Fehlstellungen der Füße relativ häufig. Die Fußmuskeln erschlaffen und können ihre Stützfunktion nur noch schlecht wahrnehmen. Die Fehlstellung an sich wird meist nicht wahrgenommen, aber durch Fehlbelastungen werden Sehnen oder Muskeln überbeansprucht und führen zu Schmerzen. Diese können nur behoben werden, indem die Ursache korrigiert wird. Die bekanntesten Formen sind:

Knicksenkfuß (Flexibler Plattfuß): Er ist frühestens ab dem Alter von vier Jahren zu beobachten und die häufigste Form des Plattfußes (> 95%). Nicht jeder Knicksenkfuß verursacht Probleme. So ist bei vielen Sportlern zu beobachten, dass sie trotz auffällig abgeflachter Fußform werde Beschwerden haben noch in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind. Die Mehrzahl der Fälle kann durch Stärkungsübungen und regelmäßiges barfuß laufen normalisiert werden. Von Einlagen wird insbesondere auch bei Kindern abgeraten. Diese nehmen dem Fuß noch mehr Arbeit ab und schwächen ihn zusätzlich. Wird der Plattfuß durch eine Verkürzung des Wadenmuskels ausgelöst, ist eine weitergehende Behandlung notwendig. Bei jedem Plattfuß ist daher die Prüfung der Wadenmuskeln obligatorisch.

Erworbener Plattfuß: Wenn der Fuß seine Elastizität verliert können die Bänder überdehnt und die Muskulatur überbelastet werden. Dadurch werden die Gelenke falsch belastet und der Fuß schmerzt. Rasche Abhilfe bringen in diesem Fall Einlagen. Allerdings werden dadurch die Ursachen nicht beseitigt. Sie sollten deshalb nur vorübergehend verwendet werden. Wie bei allen anderen erworbenen Fehlhaltungen können mittels Gymnastik die Muskulatur gestärkt und damit die Schmerzen vermindert oder behoben werden.

Entzündlich kontrakter Plattfuß: Diese Form des Plattfußes entsteht auf Grund von Entzündungen in einzelnen Fußgelenken. Die Schmerzen führen zu einer Dauerverkrampfung des Unterschenkelmuskels. In diesem Fall wir Ihr Orthopäde schmerzlindernde Medikamente verschreiben um den Teufelskreis von Schmerzen und Verspannung zu durchbrechen. Feuchtwarme Umschläge, Gipsverbände und Stützeinlagen sind weitere hilfreiche Massnahmen.

Hohlfuß: Liegt beim Plattfuß das Längsgewölbe beinahe flach, so steht es beim Hohlfuß zu hoch auf. Oft sind dann auch Krallzehen zu beobachten. Hier sind Einlagen oder speziell angefertigte orthopädische Schuhe, welche die Druckverteilung über die Fußsohle verbessern, sinnvoll. In seltenen Fällen ist auch eine Operation notwendig. Ihr Orthopäde wird Sie gerne über die verschiedenen Möglichkeiten beraten.

 

Spreizfuß: Übergewicht, rheumatische Erkrankungen aber auch falsches Schuhwerk führen zum Spreizfuß. Typisch ist, dass sich das Quergewölbe des Fußes senkt und der Vorderfuß dadurch verbreitert wird. Die Hauptbelastung durch das Körpergewicht liegt nicht mehr auf den Fußballen, sondern auf den Mittelfußknochen, welche für eine solche Belastung nicht geeignet sind und mit Schmerzen reagieren. Zudem ist die Haut am Mittelfuß verdickt. Diese Schwielenbildung ist ebenfalls ein typisches Symptom für den Spreizfuß. In der Folge entstehen weitere Fehlstellungen wie Hammer- oder Krallenzehen.

Hallux valgus: Der nach innen gedrückte große Zeh und eine überdimensioniert große Beule seitlich davon sind insbesondere bei Frauen gefürchtet. Zum einen verursacht der Hallux Schmerzen zum anderen wirkt er auch unästhetisch. Bekannt ist, dass er durch das ständige Tragen von sehr hohen Schuhen entstehen kann. Aber auch zu enge oder zu kurze flache Schuhe tragen zur Entstehung der Fehlstellung bei. Nachtschienen können Abhilfe bringen. Sind die Schmerzen chronisch hilft meist nur noch eine Operation.

Rheumatische Fehlstellungen: Da bei dieser Erkrankung die kleinen Gelenke chronisch entzündet sind, sind die Fehlstellungen mit Schmerzen verbunden. Die Fußwurzelknochen werden zerstört, die Schleimbeutel der Mittelfußknochen in Mitleidenschaft gezogen und Verrenkungen oder völlige Versteifung der Gelenke sind nicht unüblich. Die Behandlung ist sehr schwierig und muss auf den individuellen Fall abgestimmt werden. Operative Eingriffe und maßgefertigte orthopädische Schuhe sind in der Regel notwendig. 

Hilfe bei Ihrem Orthopäden

Die meisten Fußfehlstellungen lassen sich ohne zusätzliche Untersuchungen rein durch Ihre Art zu stehen und zu gehen diagnostizieren. Ihr Orthopäde wird im Gespräch mit Ihnen abklären, was die Hauptauslöser für die Fehlstellung sind. Oft kann danach durch gesunde Ernährung und Gewichtsverlust, durch das Tragen von geeigneten Schuhen sowie Physiotherapie und regelmässige kräftigende Übungen eine deutliche Verbesserung herbeigeführt werden. Bei Schmerzen können auch Schuheinlagen Linderung bringen. Durch eine Stärkung der Muskeln und Bänder werden nicht nur die Füße entlastet, sondern meist die gesamte Körperhaltung verbessert. Zögern Sie deshalb nicht bei Beschwerden Ihren Orthopäden aufzusuchen.

Was Sie selber tun können?

Auf Grund der westlichen Gewohnheit immer Schuhe zu tragen, erschlaffen die stützenden Fußmuskeln und der Fuß senkt sich mit dem Alter ab. Die einfachste Methode, die Füße aktiv zu halten und Beschwerden vorzubeugen, ist regelmäßig barfuß zu gehen. Die Füße sind sehr empfänglich für Reize, daher ist der Effekt am größten, wenn Sie dies auf unebenen Wegen, steinigem oder sandigem Untergrund tun oder besuchen Sie „barfuß Erlebnispfade“. Fußübungen wie einen Bleistift mit den Zehen aufheben, über eine Flasche rolle und viele weitere sind vergnüglich und stärken ebenfalls die Muskulatur und die Beweglichkeit. Lassen Sie auch die Kinder immer wieder barfuß gehen, so dass sich ihre Füße von Anbeginn an gesund entwickeln.

© CHHG